Zwischen Comedy und Psychose: Ein Neusser mit vielen Talenten

21. August 2012 | Von | Kategorie: Aktuelles, Neusser Kultur, Neusser Leben

Kann ein Comedian ein Buch zu einem ernsten Thema schreiben? Der Neusser Johannes Schwelm hat es getan: Dieses Jahr ist sein Debütroman „Das kranke Haus“ im Ludwigsfelder Verlagshaus erschienen. Es handelt von einem jungen Mann, der durch eine schwere Depression die Kontrolle über sich und sein Leben verliert. Und von seinem langen Weg zurück in so etwas wie Normalität.

Diplom-Pädagoge, Künstler, Comedian und Romanautor – Das alles ist Johannes Schwelm. Ein Mann also mit vielen Talenten und Interessen. Nur so kann man wohl seinen „Spagat“ zwischen der Arbeit als Comedian und als ernsthafter Romanautor erklären. „Ich bin eigentlich ziemlich viele“, sagt er lachend, spricht man ihn darauf an. Aber das trifft es ziemlich genau. Halbtags arbeitet er nämlich in seinem Beruf als Diplom-Pädagoge an den Neusser St. Augustinus-Kliniken und betreut ambulant psychisch kranke Menschen. Die andere Zeit ist er kreativ tätig. Zum einen als Künstler im Bereich Malerei und Fotografie, zum anderen als Comedian und nun auch als Schriftsteller.

„Das kranke Haus“

Zum Schriftsteller ist der gebürtige Meerbuscher Schwelm geworden, weil er „diese Geschichte schon lange im Kopf“ gehabt hat. Seine Hauptfigur Jonas leidet unter starken Depressionen und weist sich von Selbstmordwünschen geplagt selber in eine psychiatrische Klinik ein. Schwelm erzählt von Jonas´ Alltag und Erlebnissen auf diversen Stationen der Psychiatrie sowie von seinem mühsamen, jahrelangen Heilungsprozess. Der Autor will auf diese Weise ein realistisches Bild von der heutigen Psychiatrie zeichnen und zugleich über die Krankheit Depression aufklären: „Man kann nicht aus einem furchtbar kranken Menschen plötzlich einen furchtbar gesunden Menschen machen“, sagt er. Die Geschichte ist fiktiv, aber Schwelm hat natürlich vieles aus seiner Arbeit mit psychisch Kranken hineinfließen lassen sowie auch eigene Erfahrungen als Patient. „Das kranke Haus“ liest sich flüssig, aber nicht leicht. Die intimen Einblicke in die kranke, zutiefst verletzte Seele des Protagonisten Jonas sind in ihrem ungeschönten Realismus oft bedrückend. Fast schon zu tief wird man hineingezogen in Jonas´ Welt, in seine tiefe Depression mit all ihren Ängsten, Aggressionen und Traurigkeiten. Kollegen haben Schwelm bestätigt, so erzählt er, dass die Geschichte „sehr authentisch“ sei, dass sie „weder beschönigt noch dramatisiert“. Betroffene und ihre Angehörigen können sich hier also sicherlich wiederfinden, aber auch als nicht Betroffener erhält man einen ganz neuen Blick auf die Krankheit Depression. Und es gibt Hoffnung: Am Ende ist Jonas zwar nicht wirklich gesund, aber „er will irgendwann nicht mehr sterben, sondern das Leben versuchen, das ist ja auch eine wichtige Sache“, so der Autor. Über zwei Jahre hat er intensiv an dem Roman gearbeitet und ist nun froh, „dass er raus ist“. Er will aber weiter schriftstellerisch tätig bleiben, die Idee für ein Kinderbuch hat er schon im Kopf. Außerdem schreibt er gerade an seinem dritten Soloprogramm als Comedian.

 

Komik und Kunst

Seit etwa neun Jahren ist Schwelm nämlich schon in der Comedy-Szene aktiv und hat bereits einige Preise eingeheimst: So ist er sowohl „Neusser Comedy Gigant 2004“, als auch „Preisträger des Ruhrkomisch Comedy-Slam 2011“. Begonnen hat er als Mitglied des Trios „Die Drittbrettfahrer“ und hat dann mit zwei erfolgreichen Soloprogrammen den Alleingang gewagt. In „Mami dreht durch“ und „Herr Schneider, lassen Sie das!“ erlebt man ihn in vielen verschiedenen Rollen, als wie er sagt „sehr reaktionäre Mami“ oder als „Johanna Schwelm“, als „Tante Else“ ebenso wie als Literaturpapst Marcel Reich-Ranicki, Promi Bruce Darnell und Fußball-Kaiser Franz Beckenbauer. Zusätzlich plant der 44-Jährige, der eine Zeit lang an der Kunstakademie Düsseldorf studiert hat, eine Malerei-Ausstellung in Wuppertal sowie eine Fotoausstellung in Neuss. Aber der Bühne gehört seine besondere Leidenschaft. „Ich fand das schon als Kind gut, wenn alle gelacht haben“, verrät er. Sein neues Programm wird  „Gerammelte Werke“ heißen und am 24. März 2013 Premiere im Theater am Schlachthof feiern. Privat sei er ruhiger geworden seit er auf der Bühne stehe und obwohl er Komik für „eine todernste Angelegenheit und ein hartes Geschäft“ hält, will er die Erfahrung nicht missen: „Wenn die Stimmung gut ist, ist das wie fliegen.“ Am 21. September ist Johannes Schwelm live im Theater im Gründerhaus in Mönchengladbach zu erleben, mit seiner Musik-Comedy „Herr Schneider, lassen Sie das!“. Weitere Infos auf www.johannesschwelm.de.

Der Neusser verlost ein Exemplar von „Das kranke Haus“. Schicken Sie einfach bis zum XX. September eine E-Mail an glueck@derneusser.de mit dem Stichwort „Jonas“.