Ein Supermarkt auf der Realschulwiese? Geplantes Bauvorhaben am Norfer Lessingplatz löst seit 14 Jahren Kontroversen aus

21. August 2012 | Von | Kategorie: Neusser Leben

Immer wieder gab es Pläne städtisches Gelände vor der Realschule „zu versilbern“. Bis dieses Jahr ließen aber die schlüssigen Gegen-Argumente den Bau eines Supermarktes verhindern.

Robert Wolf

Doch nun sind es Politik und Verwaltung leid, sich den Argumenten der diversen Initiativen zu stellen. Der Bauplan ist verabschiedet, die Ausschreibung läuft und alles soll jetzt schnell vom Tisch. Die derzeit mit rund 20 Aktiven und über hundert Unterstützern wahrscheinlich größte Bürgerinitiative „Pro Realschulwiese & für einen Supermarkt in Norf“ bat mich vor kurzem zur Ortbesichtigung.

Nichts hat sich am Kontra zum Frischemarkt an der Südstraße geändert.

Öffentliche Grünflächen werden geopfert. „Warum bin ich wohl aus Düsseldorfs Enge im Interesse meiner Kinder nach Norf gezogen?“  Die Verkehrsberuhigte Südstraße ist nicht für gesteigerten Verkehr im Interesse der Sicherheit von Schul- und Kindergartenkinder ausgelegt. Die Anlieferung der Frischware durch schwere LKW’s im Morgengrauen wird für die direkten Anlieger eine Belastung. Aber das schlimmste, der Realschulbetrieb ist ab dem ersten Spatenstich beeinträchtigt. Ein legitimer Einstieg zur Wutbürgerschaft.

„Für uns ist die Schlacht noch nicht geschlagen. Wir möchten einen neuen Supermarkt. Aber dieser Standort ist tabu. Nichts hat unsere Bedenken in all den Jahren entkräften können.“

Mit einem rot-weißem Absperrband zeigt man mir, wie der Neubau die städtische Grünfläche frisst und wie der Bau der Realschule auf die Pelle rückt (s. Foto).  Den Klassen der Südseite der Realschule drohen erst Baulärm und später statt Sonnenlicht die EDEKA- oder REWE- Wand in Handweite. Und Parkplatzrummel.

Das Statement des in Norf wohnhaften Fraktionsvorsitzenden der Grünen Michael Klinkicht in der NGZ vom 18.4.: „Der Grünstreifen bleibt erhalten“ klingt wie Hohn: Laut Definition ist ein „Grün•strei•fen ein schmaler Streifen aus Gras (u. Sträuchern), meist zwischen zwei Fahrbahnen od. am Rand einer Straße“.  (The Free Dictonary)  Die Vorsitzende des Bezirksausschusses Waltraut Beyen (CDU) behauptet sogar (wider besseren Wissens?) in selbiger NGZ- Ausgabe: „Die Realschulwiese bleibt frei“. Das die anliegende Kita bleibt und saniert wird, dafür aber ein großes Stück Natur mit Bäumen und Sträuchern opfert (siehe Grafik), bucht Beyen als Erfolg, wie mir eine Kita-Mutter am Rande steckt:  „Anderen Müttern waren die Parktaschen vor der Einrichtung wichtig, wo sie möglichst lange die Motoren laufen lassen können. Die Mindestnormen für Kinderhaltung werden schließlich auch zukünftig nicht unterschritten.“ Schöne Norfer Welt.

Ein Fazit? Schwer.

Es sollen Bäume gefällt werden und Mitglieder der Initiative sind entschlossen, sich an sie zu ketten. Wird es den neuen Supermarkt an diesem Standort geben? Nein meint z. B. der  prominente Norfer Frisör Michael Bernd. Er sieht eine Patt-Situation und dass es sich deshalb keine Partei mit der Hälfte ihrer Norfer Wählerschaft verscherzen will. Meine Prognose: Der Neubau ist Beschlusssache und wird vor der nächsten Kommunal-Wahl „durchgezogen“.  Es sei denn, die Bürgerinitiative wird noch effektiver. Wenn sie sie dabei unterstützen wollen, kontakten sie sie per Mail an pro-realschulwiese@gmx.de. Nur bei einem bin ich mir sicher, egal welche Experten auch immer etwas anderes behaupten: Der Lessingplatz bleibt die Tristesse pur.