Auf zu neuen Ufern mit „alten Hasen“

2. Juli 2012 | Von | Kategorie: Neusser Kultur

Der plötzliche Tod von Reinhard Mlotek Ende 2011, dem langjährigen Geschäftsführer des Theater am Schlachthof war ein Schock für alle TaS-Schaffenden und Besucher zugleich. Über 15 Jahre hielt er die Fäden in der Hand, stand für die künstlerische und wirtschaftliche Ausrichtung des freien Theaterhauses. Galt es im 1. Halbjahr 2012 erst einmal ein neues Team zu bestellen und den Spielbetrieb zu erhalten, so hat sich nun eine neue Führungsriege aufgestellt, die eigene Pläne zur Gestaltung des Hauses vorlegt.

Marion Stuckstätte

Er war ein Aktiver, ein ideenreicher Macher. Ob Spielplaninhalt, ob Geschäftsführung oder Pressearbeit, Reinhard Mlotek stand fürs Haus und prägte sein Erscheinungsbild. Im Dezember 2011 dann der überraschende Tod im Alter von gerade mal 54 Jahren. Und im TaS entstand ein riesen Loch. Aber das, was dieses Theater über all die Jahre zudem ausmachte, das ermöglicht seinen Fortbestand: viele kreative und engagierte Künstler, die sich mit dem Haus verbunden fühlen. So fanden sich schnell die zusammen, die mit eigener TaS-Geschichte. Die, die am TaS aktiv waren genauso wie diejenigen, die sich über Deutschland verstreuten. Geführt wird und wurde das Haus vom Trägerverein Eigen-art e.V. – und der ist jetzt neu besetzt. Der Kabarettist Martin Maier-Bode, künstlerischer Leiter der Berliner Distel, kehrt zurück in den Vorstand des Hauses und übernimmt neben seiner Berliner Arbeit den 1. Vorsitz des Trägervereins. Jens Spörckmann, der sich in Neuss durch sein theaterpädagogisches Engagement einen Namen gemacht hat, ist 2. Vorsitzender. Bekannt als Moderator der Stunksitzung ist Harry Heib, der nun als Kassierer den Vorstand ergänzt. Dazu gesellt sich die Kabarettistin Sabine Wiegand, alias „Dat Rosi“, als Schriftführerin und der Kinderstück-Autor Dennis Palmen als Beisitzer. Die Leitung des Theaterbetriebs wurde in eine Doppelspitze aufgeteilt: Markus Andrae hat die künstlerische Leitung übernommen, Britta Franken, bis 2010 Mloteks Assistentin, die kaufmännische.

Schon hierdurch kündigen sich Veränderungen an. Denn Markus Andrae, tätig als Autor und Regisseur, wird neben seiner Funktion als Programmgestalter auch selber inszenieren, wie er im Mai mit „Das war ich nicht“ von Kristof Magnusson schon zeigte. Im TaS kennt man ihn von früheren Regiearbeiten, wie der turbulent-bösen Komödie von Martin Maier-Bode „Der Quirinus-Code – Aufruhr in Neuss“ von 2008 oder 2009 mit „Effi Briest“ von Theodor Fontane. Auch als Autor ist er hier schon bekannt, wie in seiner Regie- und Textarbeit „Das Mona-Lisa-Protokoll“ von 2010. 2011 brachte er sein Stück „Heiter Scheitern“ im Theater an der Luegallee, Düsseldorf, und im Theater Freudenhaus, Essen, auf die Bühne. Von 2004 bis 2006 war er künstlerischer Leiter vom Theater im Depot, Dortmund.

Nach der Sommerpause geht es dann mit neuem Team im TaS richtig ans Werk, kommt Markus Andrae mit eigenem Stück und erstem Programm. „Theater in großer Vielfalt“, erklärt Dennis Prang, Pressesprecher und Kabarettist im TaS, „das wird hier weiter geboten genauso wie das erfolgreich laufende Kinder- und Jugendprogramm.“ Aber: „Es wird sich auch einiges ändern.“ So wird es ein Hauskabarett-Ensemble geben, 2 Männer und eine Frau. Die Saison-Themen sollen keinem Motto mehr unterliegen, sondern offen und aktuell gestaltet werden. „Wir wollen Theater für Leute machen, Themen beackern, die auf der Straße liegen“, so Prang. Auf den Saisonplan und die erste Spielzeitpremiere am 1. September „Der Schuss am Kilimandscharo“ nach dem Roman von Jules Verne, in Bühnenfassung und Regie von Markus Andrae, darf man gespannt sein. (Nähere Infos unter www.tas-neuss.de)