Neues aus der Rathauskantine

22. Mai 2018 | Von | Kategorie: Aktuelles, Neusser Kultur

Mahlzeit! Mein Name ist Alfred Sülheim, Stadtarchivar. Gemeinsam mit Controllerin Simone Strack, die ich regelmäßig in der Rathauskantine treffe, haben wir schon etliche spannende und brisante Abenteuer zum Wohl des Bürgers, des Steuerzahlers und unserer geliebten Heimatstadt Neuss erlebt und erleben sie täglich wieder. An dieser Stelle gebe ich zum Besten, was uns zur Zeit bewegt…

Menü heute: Kakao-Knöllchen an Straßenrand

Nicht selten denke ich heutzutage an einen Satz von Erich Kästner: „Was auch immer geschieht: Nie dürft ihr so tief sinken, von dem Kakao, durch den man euch zieht, auch noch zu trinken.“ Ein enorm guter Rat, den leider viel zu wenige Leute berücksichtigen. Könnte man zumindest glauben, wenn man sich das ein oder andere Wahlergebnis der vergangenen Jahre anguckt. Aber den meisten scheint der süße Geschmack der Trinkschokolade so verlockend zu sein, dass sie sich gerne ohne Widerstand durch die Brühe ziehen lassen.

Manchmal hat man aber nicht mal die Wahl, ob man durch den Kakao gezogen werden will, oder nicht. Ein neues Beispiel dafür liefert die Initiative gegen Falschparker in Neuss. Natürlich stimmen fast alle dafür, und wäre es wirklich eine Initiative gegen falsches Parken, würde ich selber freudig zustimmen, die Fahrrad- und Gehwegparker, die zweite Reihe-Zusteller und Grünflächen-Schänder zur Kasse zu bitten. Aber genau hier liegt das Problem: Es geht letztlich nur darum, Kasse zu machen.

Denn vor der Bewilligung neuer Stellen beim städtischen KSK (Knöllchen-Spezial-Kommando) wurde nicht etwa die Notwendigkeit selbiger geprüft, sondern ihre Wirtschaftlichkeit. Und wen das nicht überzeugt, der schaue sich die geplanten Einsatzzeiten der neuen ‚Politessen‘ an: Nachts und am Wochenende…

Auch wenn es am Image von Neuss als Welthauptstadt der Nachtschwärmer und Partylöwen kratzt: Wer zum Geier parkt denn dienstags nachts in Neuss falsch, wenn nicht irgendein Anwohner, der in annehmbarer Entfernung zu seinem Heim sein Fahrzeug abstellen will? Vor allem in den Gegenden, in denen die Parksituation durch diverse Baustellen hochgradig verschärft ist, also de facto im ganzen Stadtgebiet? Die Knöllchen landen also bei Anwohnern, die – ob Autobesitzer oder nicht – eh schon von der angespannten Verkehrssituation belastet werden, durch Stau, Lärm und mehr oder weniger feine Stäube. Komisch, wenn die sich am Ende abkassiert und veräppelt vorkommen.

Tatsache ist, dass es einfach zu viele Autos in der Stadt gibt. Die gesellschaftliche Aufgabe lautetet also eine Innenstadt zu gestalten, in der Anwohner auch ohne eigenes Fahrzeug gut leben können und trotzdem ihre Mobilität nicht verlieren, und die Gäste und Besucher bequem und günstig erreichen und wieder verlassen können. Dann muss man sich auch nicht mehr über Falsch- und Wildparker aufregen. Und abkassieren kann man ja auch Radfahrer ohne Licht, die laut bimmelnd durch den Fußgängerbereich heizen oder Fußgänger, denen der Zusammenhang zwischen Müll und Mülleimer nicht ganz klar ist. Insofern nichts gegen neue ‚Politessen‘…

Wohl bekomm‘s!