Einmalig in Neuss: Im Apothekergarten in Gnadental kann man wichtige Heilpflanzen bestaunen

31. März 2018 | Von | Kategorie: Aktuelles, Titelthema

Gegen vieles ist ein Kraut gewachsen: Die heilende Kraft von Pflanzen ist seit Jahrtausenden bekannt. Der älteste hierzu bekannte Text stammt aus Ägypten aus dem 16. Jahrhundert v. Chr., in dem auf einem Papyrus zahlreiche Heilpflanzen und deren Anwendung beschrieben wurden. Für viele sind sie auch heute noch eine ernstzunehmende Alternative zu chemisch-synthetisch hergestellten Medikamenten. Im Apothekergarten in Gnadental kann man die wichtigsten Heilkräuter umsonst und draußen live erleben und erfährt viel Wissenswertes über deren Nutzen und Anwendung.

Bis vor kurzem, nämlich bis vor ca. 150 Jahren, war die Natur der einzige Heilmittellieferant. Ganz gleich, ob Medizinmänner im Wilden Westen, Druiden im alten Rom oder Buschmänner in Afrika: Alle verwendeten zwangsläufig und ausschließlich Pflanzen. Auch im Mittelalter bestand für den Großteil der Bevölkerung die einzige medizinische Versorgung in der Klostermedizin. Mönche und Nonnen waren mit ihrem Wissen über Heilkräuter Ärzte, Pflegekräfte und Apotheker in einem. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts begann, durch den Erkenntniszuwachs der Chemie, der Siegeszug der chemisch-synthetische hergestellten Arzneimittel. Bis zu diesem Zeitpunkt waren Menschen auf die heilende Wirkung von Pflanzen und Kräutern angewiesen. Natürlich ist dem medizinischen Fortschritt viel zu verdanken, aber für viele bleibt ein gewisses Unbehagen angesichts der vielen möglichen Risiken und Nebenwirkungen und sie greifen, wenn möglich, lieber auf altbewährte pflanzliche Alternativen zurück. Wie diese aussehen, zeigt anschaulich der Apothekergarten der Römerapotheke an der Kölner Straße. Hier wachsen einige der wichtigsten Arzneipflanzen in einem liebevoll angelegten kleinen Garten vor der Apotheke. 36 verschiedene Pflanzen, unterteilt in sieben Anwendungsgebiete können hier besichtigt, angefasst und erschnuppert werden. Wer wissen möchte, wie Kümmel jenseits des Gewürzregals aussieht, oder Fenchel außerhalb des Teebeutels ist herzlich eingeladen, hier vorbei zu schauen. Auf einer großen Infotafel werden die Arzneipflanzen und ihre Wirkbereiche übersichtlich dargestellt und man erfährt, dass Enzian, Frauenmantel und Wermut bei Verstimmungen im Magen-Darm Trakt helfen können. Oder Efeu, Thymian und Huflattich bei Erkältungskrankheiten wirksam sein können. Oder die Blätter des großen Gingkobaumes bei Beschwerden im Herz-Kreislauf Bereich zum Einsatz kommen können. Auf kleinen Hinweistafeln neben den einzelnen Pflanzen sieht man, welche Teile der Pflanze verwendet werden und die jeweilige Darreichungsform, beispielsweise getrocknet als Tee oder in Tinkturen/Salben oder in Kapselform.

Auch im Apothekergarten: Der rote Fingerhut, die giftige Schönheit.

Die meisten der Arzneipflanzen sehen nicht besonders spektakulär aus, als ob ihre optische Unscheinbarkeit von ihrer Wirksamkeit ablenken wolle. Hier sind die leuchtend rosa Blüten des Fingerhutes oder der Artischocke eher die Ausnahme. Insgesamt ist der Besuch des Gartens in den Sommermonaten spannender, wenn viele der Heilpflanzen wenigstens kleine Blüten haben. Geöffnet und frei zugänglich ist der Garten aber das ganze Jahr, spezielle Führungen für Gruppen (interessierte Erwachsene oder Kinder) können gerne in der Apotheke geplant und vereinbart werden.

Den Apothekergarten gibt es in dieser Form seit 2003, entstanden aus der Idee, den Vorplatz der Apotheke ansprechend zu nutzen und dabei einen Mehrwert zu schaffen, in dem man die heilsame Kraft der Natur sichtbar und erlebbar macht.

Monika Nowotny