Ballet Hispanico: Sinnlichkeit und Sehnsucht, Kraft und Überschwang

15. Januar 2018 | Von | Kategorie: Aktuelles, Neusser Kultur

Was man auf den ersten Blick für ein iberisches Gewächs halten könnte, ist in Wirklichkeit reinste amerikanische Realität: Das Ballet Hispanico wurde 1970 in New York gegründet und hat dort bis heute seinen Stammsitz, den es freilich auf Grund größter internationaler Erfolge immer wieder zu weiten Reisen verlässt. Am Dienstag, den 23. Januar, gastiert die Truppe nun erstmals bei den Internationalen Tanzwochen, um einen repräsentativen Ausschnitt aus all den lateinamerikanischen Kulturen vorzustellen, der den Schwerpunkt seines Repertoires ausmacht.

Als Tina Ramirez vor beinahe fünfzig Jahren die Company ins Leben rief, wollte sie für die wilde New Yorker Szene nicht nur ein neues Ensemble, sondern auch eine Tanzschule auf die Beine stellen – und ihr Konzept ging auf: Binnen kurzer Zeit war der Grundstein für den internationalen Ruhm des Ballet Hispanico gelegt, für das unter anderem Nacho Duato, Cayetano Solo und Paquito D’Riviera eigene Choreographien geschaffen haben. Tina Ramirez selbst erhielt im Jahre 2005 die National Medal of Arts, eine der höchsten Auszeichnungen, die die USA zu vergeben haben.
Seit 2009 steht das Ballet Hispanico unter der künstlerischen Leitung des vielfach ausgezeichneten Tänzers und Choreographen Eduardo Vilaro, einem kubanischen Amerikaner der ersten Generation. Und der bietet mit seinen TänzerInnen ein Programm, das dem Publikum in der Neusser Stadthalle auch dann einheizen wird, wenn sich an dem Abend schon der Winter eingestellt haben sollte.

Den Auftakt bildet ein Stück des spanischen Choreographen Ramón Oller, der sich als Gründer und künstlerischer Leiter der Metros Dansa Contemporania in Barcelona einen Namen gemacht und als Gast für zahlreiche internationale Ensembles gearbeitet hat. Sein „Bury Me Standing“ (Begrabe mich aufrecht) ist von der einzigartigen Kultur der Zigeuner oder Roma inspiriert, deren ewige Wanderschaft sich in all ihren Lebensäußerungen spiegelt: In fesselnden Rhythmen, Melodien und Bewegungen hat Oller die emotionale Essenz dieses Volkes, ihr starkes Gemeinschaftsempfinden, ihre Sinnlichkeit und Sehnsucht, ihre Kraft und ihren Überschwang eingefangen.
Nach der Pause folgt eine faszinierende Arbeit von Gustavo Ramírez Sansano, der unter anderem in Valencia das proyecto TITOYAYA leitete und anschließend von 2009 bis 2013 als künstlerischer Direktor des Luna Negra Dance Theater wirkte. Der vielfach ausgezeichnete Künstler, der unter anderem im Nederlands Dans Theater II und beim Hubbard Street Dance Chicago getanzt und Choreographien für eine Reihe renommierter Kompanien geschaffen hat, ist im Programm des Ballet Hispanico mit seiner CARMEN.MAQUIA vertreten – einer modernen Betrachtung des ebenso berühmten wie tragischen Sujets, das Georges Bizet unsterblich gemacht hat. In der körperbetonten, sinnlichen Choreographie begegnet der zeitgenössische Tanz den traditionellen spanischen Formen des Paso Doble und des Flamenco, indessen das fantastische Bühnenbild von Luis Crespo und die minimalistischen Schwarz-Weiß-Kostüme des Modeschöpfers David Delfin ganz unverkennbar von Pablo Picasso inspiriert sind. Auf diesen Abend kann man sich freuen!

Tickets können über die KartenHotline unter 02131526 999 99 oder über das Internet unter http://www.tanzwochen.de bestellt werden.