Neuss und seine Nachbarn Teil 7: Meerbusch – Nicht nur reich und schick

14. Dezember 2017 | Von | Kategorie: Aktuelles, Neusser Leben

Ganz nah an Düsseldorf gelegen und mit den – gemessen an der Einwohnerzahl – meisten Einkommensmillionären in NRW ist Meerbusch ein bekanntermaßen attraktiver Wohnort, doch das ist nicht alles. „Meerbusch ist rheinisch, Meerbusch ist grün, ‚kunstvoll‘, bisweilen mondän und chic, aber auch bodenständig und gemütlich“, so beschreibt sich die Stadt nämlich selbst. Es lohnt sich daher, auch dieser Neusser Nachbarstadt mal einen Besuch abzustatten.

Die Stadt Meerbusch selbst ist im Vergleich zu den anderen Neusser Nachbarstädten noch gar nicht so alt: Sie wurde erst 1970 gegründet als Zusammenschluss der bis dahin selbstständigen Gemeinden Büderich, Osterath, Lank-Latum, Ossum-Bösinghoven, Strümp, Langst-Kierst, Nierst und Ilverich. Diese acht ehemaligen Gemeinden gelten heute als Stadtteile von Meerbusch. Doch damals entstand nicht nur eine neue Stadt, sondern auch erst der Name „Meerbusch“. Gesucht wurde ein Name, der den Bezug zum Charakter der Gegend und zu ihrer Geschichte erkennbar herstellt. ‚Meerbusch‘ war schließlich der Vorschlag vom Ratsherrn und damaligen Parteivorsitzenden der FDP, Dr. Frid Muth. „Dieser Name erinnert zum einen an das historisch bedeutsame Kloster Meer und zum anderen verweist er auf den Meererbusch, der hier die Landschaft prägt“, berichtet Michael Regenbrecht, der Leiter des Stadtarchivs.

Dennoch blickt der Raum Meerbusch natürlich auf eine um einiges längere Geschichte zurück, erste menschliche Spuren datieren sogar auf das Jahr 7000 v. Christus. Auf der städtischen Homepage wird die Historie kurz und etwas salopp auf den Punkt gebracht: „Zuerst kamen die Römer, dann die Franken, später die Franzosen und die Preußen, um gerade dort ihr Glück zu suchen, wo heute Meerbusch liegt“.

Das Kloster Meer und mehr

Ein wichtiges, wenn nicht das wichtigste Zeugnis Meerbuscher Geschichte ist das heute sogenannte ‚Haus Meer‘, ein Herrenhaus in Büderich. Ursprünglich war es ein Kloster, das im 12. Jahrhundert von der Gräfin Hildegundis von Meer gegründet wurde, vermutlich auf dem Gelände der bereits im vorigen Jahrhundert erbauten Burg Meer. Letztere konnte bisher nicht archäologisch nachgewiesen werden, wie der Stadtarchiv-Leiter erklärt. „Das Kloster aber hat bis zur Säkularisation im 18. Jahrhundert 850 Jahre existiert und war mit seinen Besitzungen und Berechtigungen in jedem der heutigen Stadtteile präsent“, so Regenbrecht. „Aus heutiger Sicht ist das Kloster das einigende Band für diese Stadt, sozusagen der historische Background, und damit ein wichtiger Baustein für die städtische Identität.“ Ein weiteres historisches Denkmal auf Meerbuscher Gebiet ist der malerische Dyckhof in Büderich, eine ehemalige Wasserburg aus dem 14. Jahrhundert mit nachträglich erbauter Barockturmspitze; heute beherbergt es den Hotel- und Gastronomiebetrieb „Gut Dyckhof“. Ebenfalls in Büderich steht der spätromanische Alte Kirchturm, seit 1959 eine Gedenkstätte für die Opfer der Weltkriege und zudem Teil des EUROGA-Kunstweges. Darüber hinaus kann man in Lank-Latum den 1912 erbauten Wasserturm besichtigen, ein Industriedenkmal, und die fast hundert Jahre ältere Turmwindmühle ‚Teloy-Mühle‘ besuchen, die als Kulturzentrum für wechselnde Ausstellungen und Veranstaltungen genutzt wird. Ganz in der Nähe des Wasserturms liegt übrigens das sogenannte ‚Forum Wasserturm‘, die Meerbuscher Adresse für namhaftes Kabarett, Kleinkunst, Theater und Konzerte.

Viel Raum für Kunst

Kunst nimmt tatsächlich viel Raum ein in Meerbusch. Denn seit der Teilnahme an der EUROGA 2002plus gibt es in der Stadt den EUROGA-Kunstweg in Büderich. Unter dem Titel „Mataré und seine Schüler“ werden auf einem ausgewiesenen Rundweg durch den Stadtteil 16 Kunstwerke präsentiert. Alle Künstler hatten oder haben laut Stadt „in unterschiedlichster Weise und Intensität“ künstlerische und persönliche Verbindungen zur Stadt Meerbusch. Allen voran natürlich Professor Ewald Mataré, der von 1932 bis zu seinem Tod 1965 in Büderich lebte und nach dem 2. Weltkrieg als Lehrer an der Düsseldorfer Kunstakademie unterrichtete. Der Maler und Bildhauer gilt als einer der bedeutenden deutschen Künstler des 20. Jahrhunderts. Einer seiner wohl bekanntesten Schüler war Joseph Beuys, der ebenfalls mit einer Arbeit auf dem Kunstweg vertreten ist. Im oben bereits erwähnten Alten Kirchturm hängt eine von ihm als ‚Auferstehungssymbol‘ bezeichnete Kreuz-Skulptur; außerdem hat er das Eichentor gestaltet. Weitere Werke stammen von den Künstlern Georg Meistermann, Karl Franke, Hermann Focke und Wolf Spemann, um nur einige zu nennen.

Gerade jetzt lohnt es sich besonders, Büderich zu besuchen, denn man kann dann nicht nur den Kunstweg erleben, sondern anschließend auf dem zentralen Dr.-Franz-Schützplatz am Rathaus die ‚Winterwelt Meerbusch‘ genießen. Noch bis zum 1. Januar 2018 findet dort unter diesem Namen der alljährliche Weihnachtsmarkt mit stimmungsvollem ‚Hüttenzauber‘ und großer überdachter Eislauffläche statt. Ein vor-weihnachtliches Vergnügen für Jung und Alt.

Annelie Höhn-Verfürth