Frisches aus der Rathauskantine

20. November 2017 | Von | Kategorie: Aktuelles, Neusser Kultur

Mahlzeit! Mein Name ist Alfred Sülheim, Stadtarchivar. Obwohl sich mein Arbeitsplatz im Archiv an der Oberstrasse befindet, suche ich doch regelmäßig das Rathaus auf um in der dortigen Kantine einzukehren. Wie es das Schicksal und die Öffnungszeiten wollen, treffe ich dort häufig auf Controllerin Simone Strack und Hausmeister Jupp Schwaderath. Gemeinsam haben wir schon einige spannende und brisante Abenteuer zum Wohl des Bürgers, des Steuerzahlers und unserer geliebten Heimatstadt Neuss erlebt und erleben sie täglich wieder.

Menü heute: Eckiger Salzfisch rheinischer Art

Es kommt nicht oft vor, dass Hausmeister Schwaderath mich um Rat fragt, weil er sowieso alles besser weiß, oder, wenn das mal nicht der Fall ist, alles googelt. Und danach weiß er es dann auch wieder besser. Als ich ihn neulich vor der Kantine traf, hatte er wohl sein Smartphone zum Googeln nicht dabei. Denn konsterniert fragte er mich, was denn dieser eckige Salzfisch sei, der an diesem Tag auf dem Speiseplan stand. Natürlich dachte ich zunächst an diverse, industriell zugeschnittene Tiefkühlprodukte. Es stellte sich aber heraus, dass der Koch anlässlich des Bundestagswahl-Ergebnisses kurzfristig das jamaikanische Nationalgericht ‚Ackee & Saltfish‘ anbot. Nachdem sich Herr Schwaderath mit den Worten „Kenn ich nich, ess ich nich“ Richtung Metzgerei verabschiedet hatte, kam auch ins Grübeln, was uns dieses Jamaika wohl beschert.

Eigentlich passt es perfekt in unsere Zeit. Die jamaikanische Leichtbauweise könnte doch unser Wohnungsproblem lösen, das passende Wetter um darin wohnen zu können, liefert uns der Klimawandel, der darin auch mal eine positive Seite zeigt (Es sei denn man ist Niederländer oder Bangladeshi. Oder sonstiger Noch-Küstenbewohner). Mir persönlich liegt auch der Reggae mehr als der Berliner Gangsta-Rap und da ich nicht mehr so viele Haare habe, muss ich nicht stundenlang beim Frisör sitzen, um mir Dreadlocks machen zu lassen. Insofern alles groovy. Nun gibt es aber leider ein grundsätzliches Problem, das sich auch in Neuss zeigt: Jamaika ohne Drogen ist genauso wenig vorstellbar, wie Karneval ohne Helau. (Gruß nach K.) Thomas Kaumanns (CDU) sagt aber nun „Drogenkonsum wollen wir in Neuss nicht“. Wie soll dann Jamaika funktionieren? Nun, vielleicht mit etwas weniger Heuchelei, denn entweder plädiert Herr Kaumanns für ein Schützenfest mit alkoholfreiem Bier und Verzicht auf ‚Samtkragen‘ und ‚Kleiner Feigling‘, bei dem man dann auch am Tag danach keine Kater-Medikation mehr bräuchte. Und Rauchverbot auf dem gesamten Kirmesplatz. Oder er ignoriert mal eben die Tatsache, dass Alkohol, Nikotin und Medikamente in Neuss durchaus konsumiert werden. Und übrigens an mehr Orten verkauft werden, als den „mehr als ein Dutzend Orten“, die die NGZ konstatiert. Jetzt hör ich schon das Geschrei: „Der Sülheim verharmlost Cannabis-Konsum!“

Tue ich nicht. Ich kritisiere, dass andere permanent die Gefahren von gesellschaftlich akzeptierten Drogen verharmlosen. Auch eines der Probleme, für deren mehr Ehrlichkeit von Nöten wäre. Dann passt auch Jamaika zu uns, wie der Wirt der Rathauskantine beweist. Die „Rheinische Art“ seines angebotenen ‚Ackee & Saltfish‘ bestand im dazu gereichten Glas Altbier…

Wohl bekomm‘s!