Wenn die Seele schwarz sieht

7. November 2017 | Von | Kategorie: Aktuelles, Neusser Leben

Wenn Kinder und Jugendliche psychisch erkranken, kann ihnen bald im Lukaskrankenhaus geholfen werden: Letzten Monat war der internationale Tag der psychischen Gesundheit. Anlass, sich einmal mit dem Seelenheil von Kindern und Jugendlichen zu beschäftigen, mit dem es immer schlechter bestellt ist. Hier verzeichnen Lehrer, Ärzte und Beratungsstellen seit Jahren einen Anstieg von psychischen Erkrankungen gerade bei jungen Patienten.

Höchste Zeit also, dass auch in Neuss das Angebot an Hilfestellung und relevanten Anlaufstellen steigt. Hier erweitert das Lukaskrankenhaus im nächsten Jahr seine Kinder- und Jugendpsychiatrie.

Um eine möglichst wohnortnahe psychiatrische Versorgung von jüngeren Patienten und Patientinnen zu gewährleisten, plant der Landschaftsverband Rheinland (LVR) die Erweiterung der Tagesklinik im Lukaskrankenhaus speziell für Kinder und Jugendliche. Dafür werden 34 Betten der Kinder- und Jugendpsychiatrie von Viersen nach Neuss verlegt und gewährleisten so eine stationäre Vollversorgung bei psychischen Erkrankungen. „Es ist unser Wunsch und unsere Absicht, die 34 Betten auf dem Gelände des Lukaskrankenhauses in der Nähe unserer Tagesklinik und der Kinderklinik anzusiedeln. Auf diese Weise könnten wir die Vollversorgung näher zu den jungen Patientinnen und Patienten bringen. Eine enge Zusammenarbeit mit der Familie sowie dem erweiterten sozialen Umfeld ist uns hier sehr wichtig. Zudem werden sich aus der Kooperation mit der Kinderklinik auf dem Gelände Synergieeffekte ergeben“, betonte die verantwortliche LVR-Dezernentin Martina Wenzel-Jankowski.

Mit dieser Verlegung reagiert der LVR auf die wachsende Nachfrage nach ärztlicher Versorgung bei psychischen Erkrankungen gerade bei jüngeren Patienten. Denn Fakt ist: Egal, welches Lebensalter, die Probleme nehmen überall zu. Gehe es im Kleinkindalter um Entwicklungsauffälligkeiten der Sprache und der Motorik, häufen sich im Kindergartenalter Verhaltensauffälligkeiten wie Hyperaktivität, Impulsivität oder aggressives Verhalten, später dann Konzentrationsschwierigkeiten. Bei Jugendlichen führt Leistungsdruck, permanente Reizüberflutung und andere schulische Probleme wie Mobbing verstärkt zu psychischen Störungen wie Ängsten, Zwängen, Depressionen, psychosomatischen Störungen, Essstörungen oder Suchtverhalten. Kommen dann noch Probleme oder Konflikte in der Familie wie überforderte Eltern, die Beruf und Familie kaum noch vereinbaren können, Trennungsszenarien, Geschwisterrivalität, Einsamkeit oder Stress dazu, erhöht das zusätzlich die psychische Belastung und damit die Wahrscheinlichkeit, ernstzunehmend zu erkranken. Je früher hier Hilfe gesucht wird und gegebenenfalls eine ärztliche Behandlung einsetzt, umso besser die Prognosen.

Mehr Raum für seelische Probleme und eine enge Zusammenarbeit mit der Kinderklinik.

Die Investition in eine Erweiterung des psychiatrischen Behandlungsangebots für junge Patienten in Neuss ist daher doppelt sinnvoll: Zum einen für die Betroffenen selbst, zum anderen, um teure Folgekosten zu verhindern. Im Lukaskrankenhaus führt die Aufstockung der bisher 12 tagesklinischen Behandlungsplätze um weitere 34 Betten zu einer umfassenderen Vollversorgung, bei der Fachärzte und Psychotherapeuten für Kinder- und Jugendpsychiatrie plus ein multiprofessionelles Team für die Therapie und das seelische und leibliche Wohlergehen zuständig sind. Die Wohnortnähe ist hier ein wesentlicher Aspekt, denn jede Behandlung ist immer auch Familientherapie und wird oft vernetzt mit Erziehungsberatungsstellen, Schulen und Jugendamt – wenn nötig. So ist das Ziel einer jeden Therapie, zunächst ein Problembewusstsein zu entwickeln, das Selbstbewusstsein des Jugendlichen zu stärken und gemeinsam mit ihm Bewältigungsstrategien zu erarbeiten. Das geht am besten, indem man alle Beteiligten, die eine Rolle spielen könnten, mit ins Boot holt, am besten wohnortnah und im engen Zusammenspiel mit allen relevanten Beteiligten und in einer funktionierenden Kooperation von Ärzten und erfahrenen Psychologen und Psychiatern.

Monika Nowotny