Frauenberatungsstelle Neuss: Gewalt gegen Frauen

9. Oktober 2017 | Von | Kategorie: Aktuelles, Neusser Leben

Die Beratung von Frauen und Mädchen, die Gewalt erlebt haben, ist ein Schwerpunkt der Arbeit der Frauenberatungsstelle in Neuss am Markt.

Die Frauenberatungsstelle am Markt steht Frauen in allen Krisensituationen offen. Nach wie vor kommen jedoch die meisten Frauen, weil sie Opfer von Gewalt geworden sind. Von den 874 Frauen, die 2016 die Beratungsstelle aufsuchten, waren 496 gewaltbetroffene Frauen. 46 Frauen waren Stalking-Opfer, 61 waren sexualisierter Gewalt ausgesetzt. 389 Frauen waren von häuslicher Gewalt betroffen. 323 von ihnen waren von der Polizei nach einem Einsatz vermittelt; 66 waren sogenannte Selbstmelderinnen.

Wer schlägt und misshandelt, begeht eine Straftat

Galt häusliche Gewalt früher als Familienstreit, in den Außenstehende sich nicht einmischten, stärkt seit 2002 das Gewaltschutzgesetz die Position der Opfer. Grundsätzlich heißt es: Wer Gewalt anwendet, muss gehen. Mussten früher die betroffenen Frauen, meist mit ihren Kindern, fliehen, macht das Gesetz es möglich, dass der Täter für zehn Tage aus der gemeinsamen Wohnung verwiesen wird.

Wird die Polizei bei häuslicher Gewalt gerufen, erstattet sie Anzeige und übermittel die Daten mit dem Einverständnis der Betroffenen an die Frauenberatungsstelle „Wir treten mit der betroffenen Frau in Kontakt und laden sie zum Beratungsgespräch ein“, erklärt Ursula Habrich, Diplom-Sozialpädagogin und stellvertretende Leiterin der Frauenberatungsstelle. „Wir achten darauf, dass die Frauen in dem Zeitraum von zehn Tagen Anbindung zu uns finden. In ein oder mehreren Gesprächen werden sie über rechtliche Möglichkeiten informiert und haben die Möglichkeit, die erlebte Gewalt zu bearbeiten.“ Durch das sofortige Einbeziehen der Polizei gelingt es, die Zahl der Regelbrecher, die dennoch Einlass zur Wohnung suchen, einzudämmen. Dennoch gibt es immer wieder Fälle, in denen es zu gefährlich ist, dass die Frau und gegebenenfalls die Kinder in der gemeinsamen Wohnung bleiben. Sie können dann Schutz und Sicherheit in einem Frauenhaus finden.

Gewalt hat viele Formen

Gewalt kann nicht nur körperlich oder psychisch sein, zunehmend wird auch über digitale und soziale Medien Gewalt ausgeübt z.B. durch die Verbreitung von Bildern, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind, Stalking per Handy-Ortung, massenweise SMS oder Whats App Nachrichten.

Auch bei sexuellen Grenzverletzungen, Übergriffen bis hin zu Vergewaltigung geht es um Macht und Kontrolle über das Opfer. Sexualisierte Gewalt wird dabei als Mittel genutzt, Macht auszuüben, so Ursula Habrich. Sie überschreitet allerdings eine sehr persönliche Grenze. Aus eigener Scham und Angst fällt es betroffenen Frauen noch immer schwer, Anzeige zu erstatten, vor allem wenn der Täter aus dem engeren Umfeld kommt. Sexualisierte Gewalt, Vergewaltigung geschieht oft durch Bekannte, Verwandte, Freunde, Partner. Es ist nicht unbedingt der Fremde im dunklen Park. Der Tatraum ist oft der soziale Nahraum.

Ich kann darüber reden

Die Arbeit der Frauenberatungsstelle hat dazu beigetragen, dass solche Themen besser besprechbar geworden sind. Betroffene Frauen machen die Erfahrung “Ich bin nicht allein. Es liegt nicht an mir. Ich kann mit anderen Menschen darüber reden.“ Dass viele Frauen den Weg zu uns finden, dass sie sich trauen, das ist unser größter Erfolg“ sind sich Ursula Habrich und Sozialarbeiterin Meike Offer einig. Die Arbeit kann man nur machen, wenn man spürt, es bewegt sich etwas. Immer wieder bin ich erstaunt, wie stark Frauen sind, auch wenn sie verletzt sind. Es gibt kein Rezept. Immer wird ein eigener Weg gefunden, die eigenen Ressourcen wieder zu entdecken.“ Meike Offer betont: „Gewalt gegen Frauen ist ein Thema, das alle angeht, das ein gesamtgesellschaftliches Engagement verlangt.“ Und das fußt auf Respekt. Passend lautet das Motto des Gewaltpräventionsprogramms der Frauenberatungsstelle: “Together with Respect“.

Sie möchten die Beratungsstelle für Frauen am Markt kennen lernen und gleichzeitig ein modisches Second-Hand-Schnäppchen machen? Kommen Sie zum Modemarkt am 13. November, 9 -16 Uhr. Vielleicht hängt ja auch noch ein gutes, nicht mehr getragenes Stück in Ihrem Schrank …

Gern können Sie die Arbeit der Frauenberatungsstelle auch mit einer Geldspende unterstützen.

Frauenberatungsstelle Neuss
Frauen helfen Frauen e.V. Neuss
Markt 1 – 7 41460 Neuss
Tel: 02131 271378
mail@fbst-ne.de
http://www.fbst-ne.de
Facebook: Frauenberatungsstelle Neuss

Zweigstellen:
Grevenbroich im Krankenhaus
Dormagen im Netzwerk Alte Apotheke
Anmeldung über die Neusser Beratungsstelle

Spendenkonto:
Frauen helfen Frauen e.V.
Sparkasse Neuss
IBAN: DE 03 3055 0000 0000 121434 BIC WELADEDN

Claudia Pilatus