Gemeinde Jüchen – 27 Orte, viel Kohle und ein Wasserschloss

10. Juli 2017 | Von | Kategorie: Aktuelles, Neusser Leben

Neuss und seine Nachbarn Teil 4: Jüchen ist die größere der beiden Nachbargemeinden von Neuss, ist aber ähnlich wie die Gemeinde Rommerskirchen ländlich geprägt. Die zum Teil malerischen kleinen Dörfer und Orte liegen verstreut inmitten von grünen Feldern. Zugleich ist Jüchen wie das benachbarte Grevenbroich stark mit dem Tagebau Garzweiler verbunden, der südlich direkt an das Gemeindegebiet grenzt.

Allein sechs Jüchener Ortschaften wurden im Laufe der Zeit umgesiedelt, weil sie abgebaggert werden mussten: Garzweiler, Holz, Otzenrath, Spenrath, Priesterath und Stolzenberg. Sie befinden sich nun im Norden von Hochneukirch. Bei Hochneukirch liegt auch einer der offiziellen RWE-Aussichtspunkte auf die riesige Braunkohle-Grube. „Der Aussichtspunkt Jüchen befindet sich am nördlichen Rand der Grube des Tagebaus Garzweiler. Von hier schaut man auf den ehemaligen Nordflügel des Tagebaus. In südöstlicher Richtung sind die Kraftwerke Frimmersdorf und Neurath zu sehen“, heißt es vonseiten der RWE Power AG.

Das Wasserschloss Dyck

Eine ganz andere imposante Sehenswürdigkeit der Gemeinde Jüchen ist das überregional bekannte Schloss Dyck. „Schloss Dyck gehört als Wasserschloss mit mehreren Vorburgen und seinem bedeutenden englischen Landschaftsgarten zu den wichtigen Kulturdenkmälern im Rheinland“, erfährt man auf der Homepage der Stiftung Schloss Dyck. Es blickt auf eine fast 1000-jährige Historie: „Seine Geschichte ist seit dem Jahr 1094 belegt, als „Hermannus de Dicco“ in einer Urkunde des Erzbischofs zu Köln Erwähnung findet“. Er ist Bauherr und Besitzer „einer einfachen Befestigungsanlage im sumpfigen Bachgebiet“, die dann über viele Generationen zu einer „wehrhaften Wasserburg“ ausgebaut wird. Im 17. Jahrhundert wird daraus eine „repräsentative, frühbarocke Residenz“ und im späten 18. Jahrhundert schließlich eine „Rokoko-Residenz höchsten Ranges“. Besonders bemerkenswert sei, so die Stiftung, dass „das Anwesen über 900 Jahre durchgängig im Besitz der Familie zu Salm-Reifferscheidt-Dyck (bleibt), ehe es mit der Gründung einer Stiftung im Jahr 1999 Zentrum für Gartenkunst und Landschaftskultur wird“. Ein Besuch lohnt hier zu jeder Jahreszeit. Zwei Dauerausstellungen laden ins Schloss selber ein und die auf 70 Hektar herrlich angelegte Park- und Gartenanlage zu schönen Spaziergängen. Außerdem gibt es auf Schloss Dyck regelmäßig Ausstellungen, Konzerte, Theater-Aufführungen und namhafte Events wie jetzt im August das Oldtimer-Treffen „Classic Days“(4.- 6.8.) und das Niederrhein Musikfestival (25. – 27.8.). Besonderer Anziehungspunkt sind auch die von der Stiftung Schloss Dyck veranstalteten Märkte, Ende September der sogenannte „Schlossherbst“ und im Dezember die „Schlossweihnacht“. Rund 130.000 Besucher lockt das Schloss so jedes Jahr an.

Eine Oase im Rhein-Kreis Neuss

Nicht weit von Schloss Dyck befindet sich ein weiteres beliebtes Ausflugsziel für Spaziergänger und Radfahrer, das gleichzeitig eine gefragte Anlaufstelle und Begegnungsstätte für Jung und Alt ist: Nikolauskloster. Seit über 110 Jahren leben und wirken hier Vertreter der Ordensgemeinschaft der Oblatenmissionare, zurzeit sind es acht unter der Leitung von Pater Felix B. Rehbock. Man kann hier natürlich Gottesdienste und religiöse Veranstaltungen besuchen und eine Klosterführung mitmachen, aber auch im schönen Klostergarten spazieren und an der 100-jährigen Mariengrotte innehalten, die der Lourdes-Grotte nachempfunden ist, oder einfach ein leckeres Stück Kuchen aus der klostereigenen Cafeteria genießen. Für Kinder gibt es sogar einen kleinen Spielplatz. Die fast idyllische Atmosphäre im Nikolauskloster tut einfach gut. Insofern wird das Kloster seinem eigenen Anspruch mehr als gerecht: „Ob Beter, Ratsuchende, Übernachtungsgäste oder Ausflügler – das Nikolauskloster möchte allen seinen Besuchern eine Oase sein“, heißt es auf der Kloster-Homepage.

Jüchen

Die Gemeinde und der Ort Jüchen blicken insgesamt auf eine lange Geschichte. Erste Siedlungen gab es schon in der Stein- und Eisenzeit sowie in der Römerzeit. „Der Name und damit auch der Ort Jüchen wurde im Jahre 866 erstmals erwähnt. Damals schenkte die fränkische Adlige Hiedilda dem Kloster Prüm in der Eifel die Villa Iochunda, einen Gutshof mit 36 davon abhängigen Höfen“, so erfährt man auf der Jüchener Homepage. Und dass der Name ‚Jüchen‘ möglicherweise auf die Villa des Römers ‚Jucundus‘ dort zurückgehe. Wie an Schloss Dyck zu sehen, war auch später im Raum Jüchen viel Leben, davon zeugen noch heute in manchen Orten laut Gemeinde „Burgen und Herrenhäuser aus reicher Vergangenheit“. In Jüchen selbst ist heute alt mit neu harmonisch verbunden: Zum Beispiel auf der einen Seite im Zentrum das denkmalgeschützte Haus Katz aus dem 16./17. Jahrhundert, heute Ratssaal, Ausstellungsraum und Begegnungsstätte, auf der anderen Seite das hochmoderne European Distribution Center vom 3M-Konzern am Ortsrand. Dazwischen lässt es sich bei guter Verkehrsanbindung attraktiv wohnen und leben. Nicht umsonst heißt die Imagebroschüre der Gemeinde „Jüchen – Liebenswert. Lebenswert. Sehenswert“. 

Annelie Höhn-Verfürth