Literarischer Sommer 2017: Von Eva Menasse über Günther Maria Halmer bis zu Heinrich Böll

3. Juli 2017 | Von | Kategorie: Aktuelles, Neusser Kultur

Auch 2017 spiegelt das Literaturfestival „Literarischer Sommer/Literaire Zomer“ den Reichtum der aktuellen deutschen und niederländischen Literaturlandschaft in abwechslungsreicher Manier wider. Unter der Projektleitung der Neusser Stadtbibliothek ist abermals ein spannendes wie vielfältiges Programm entstanden, das Größen wie Eva Menasse, Alissa Walser, John von Düffel, Zsuzsa Bánk oder Feridun Zaimoglu präsentiert. Aber auch Debütanten à la Svenja Gräfen und Dmitrij Kapitelman lässt es zu Wort kommen. Aus der niederländischen Literatur werden unter anderem Ilja L. Pfeijffer, Sietse van der Hoek und Niña Weijers zu hören sein. Zudem ehrt das Festival in diesem Jahr eine Größe der Literaturgeschichte: Zum 100. Geburtstag von Heinrich Böll finden zwei Veranstaltungen in Aachen statt.

Anfang Juli geht der 18. Literarische Sommer an den Start. Dann erstmals in seiner Geschichte in doppelter Eröffnung, einer niederländischen und einer deutschen.

Eva Meijer stellt am 2. Juli ihr Buch „Het vogelhuis“ im Museum „De Domijnen Hedendaagse Kunst“ in Sittard vor. Auf deutscher Seite eröffnet Raoul Schrott am Dienstag, den 4. Juli, mit seinem Epos „Erste Erde“ das beliebte Literaturfestival in Mönchengladbach. Neben Neuss, Aachen, Bedburg-Hau, Düsseldorf, Krefeld, Mönchengladbach, Kerkrade, Maastricht und Vaals sind 2017 mit Heerlen und Sittard zwei neue niederländische Austragungsorte dabei.

Mehr als 30 Veranstaltungen werden insgesamt vom 2. Juli bis zum 13. September geboten, die einen Querschnitt der niederländisch- und deutschsprachigen Literatur mit attraktiven Lesungen, Diskussionen und Begegnungen ziehen. Die Themen sind weit gefächert, reichen von religiösen, historischen, humoristischen Inhalten bis hin zur Gesellschaftskritik. „Evangelio“ heißt das neue Buch des deutsch-türkischen Autors Feridun Zaimoglu, in dem er sich in die Zeit Luthers begibt und mit virtuoser Sprache eine neue Perspektive auf den Reformator eröffnet.

Im Wechsel der Perspektiven

Nicht weniger reizvoll auch die Bücher, die den Schreibprozess als solches thematisieren. Mehrere Autoren im Festival nehmen sich diesem Sujet an: In „Hagard“, dem neuen Roman von Lukas Bärfuss, wird der Leser von einem Erzähler durch die Geschichte geführt, der immer wieder sein Tun kritisch kommentiert. Thommie Bayer zeigt die poetische Wirkung, die zwischen Realität und Fantasiewelt liegen kann. Zsuzsa Bánk lässt zwei Freundinnen in E-Mails miteinander sprechen und überführt den klassischen Briefroman in unsere heutige Zeit.

Das Verhältnis Mensch und Natur bzw. Mensch und Tierwelt wird von Eva Meijer, Eva Menasse und in dem neu veröffentlichten Klassiker „Ansichten vom Niederrhein“ von Georg Forster erörtert. Der Schauspieler Günther Maria Halmer wird seine Autobiographie „Fliegen kann jeder. Ansichten eines Widerborstigen“ in Krefeld vorstellen. Wo man hinblickt, die sommerliche Literaturreise ist voller Überraschungen und interessanter Ideen. Gleich drei Lesungen finden in Museen statt und sind mit Ausstellungsbesuch und Führung kombiniert. Eva Meijer liest im Rahmen der Ausstellung „Ben ik een dier?“ und Feridun Zaimoglu in der Schau „Das Ringen um den rechten Glauben“ im Centre Charlemagne in Aachen. Auch das Clemens Sels Museum ist Lesestätte des Literaturfestivals. Am 8. September um 18 Uhr stellt hier der niederländische Autor Ernest van der Kwast im Rahmen der Ausstellung „Gelato! Italienische Eismacher am Niederrhein“ seinen Roman „Die Eismacher“ vor.

Lesung im Bürgermeisterbüro

Insgesamt werden in Neuss sieben Lesungen geboten, von Lukas Bärfuss über Thommie Bayer, Jaap Robben und Franzobel bis hin zu Zsuzsa Bánk. Wie schon zwei Male zuvor begleitet der Bestseller „Das Büro“ des niederländischen Autors J.J. Voskuil das Festival. In zwei Lesungen wird der dritte Band „Plankton“ vorgestellt. Beide Präsentationen finden an besonderen Orten statt: in Neuss im Bürgermeisterbüro von Reiner Breuer und in Mönchengladbach in den „Katakomben“ der Bibliothek.

Nach dem großen Erfolg des literarischen Spaziergangs durch Amsterdam mit Marinus Pütz im vergangenen Jahr gibt es auch in diesem zwei Termine mit ihm. Zudem lädt die Autorin und Journalistin Bettina Baltschev zu zwei Exkursionen – in deutscher und niederländischer Sprache – auf den Spuren der Exilschriftsteller und ihrer Verleger nach Amsterdam ein.

Die Vielfalt ist erneut groß, die Auswahl wie immer nicht einfach. Wer die Qual der Wahl leichter gestalten will, holt sich am besten gleich die Festivalkarte. Für 30 Euro (ermäßigt 20 Euro) deckt diese alle Veranstaltungen ab; außer die Literarischen Spaziergänge in Amsterdam und das Kino. Allerdings sollten die Plätze vorab reserviert werden. Denn der Andrang ist bekanntlich hoch!

(Nähere Infos zu den Veranstaltungen, Preisen und Orten unter http://www.literarischer-sommer.eu)

Marion Stuckstätte