Rommerskirchen – Landleben und Großstadtnähe

15. Juni 2017 | Von | Kategorie: Aktuelles, Neusser Leben

Neuss und seine Nachbarn Teil 3: Rommerskirchen liegt wirklich mitten auf dem Land. Umgeben von Feldern und von den grünen Ufern des Gillbachs durchzogen, ist die Gemeinde der südlichste und -gemessen an den Einwohnern – der kleinste Kreisnachbar von Neuss, direkt zu erreichen über die B 477. Ländlich heißt hier aber längst nicht langweilig: Es gibt gleich mehrere kulturelle Highlights und weitere Qualitäten, die die Gemeinde nicht nur für Neusser interessant machen.

Rommerskirchen liegt nämlich nicht nur nah an Neuss, sondern auch zentral zwischen Dormagen und Grevenbroich sowie nur je etwa 20 Kilometer von den Großstädten Düsseldorf und Köln entfernt. Daher heißt es nicht ohne Stolz auf der Homepage der Gemeinde: „Eine gute Verkehrsanbindung, eine intakte Umwelt, ein überschaubares Wohnumfeld, attraktive Freizeitmöglichkeiten und nicht zuletzt die aufgeschlossene rheinische Mentalität der Rommerskirchener sind ausschlaggebende Gründe für das Wachsen der Gemeinde“. Gerade in den letzten Jahren seien viele junge Familien in der Gegend ansässig geworden. Zudem verzeichnet Rommerskirchen nach eigener Auskunft einen „überdurchschnittlichen Zuwachs“ in den Bereichen Handel und Gewerbe und sieht sich daher selbstbewusst in seiner positiven Entwicklung bestätigt: „Rommerskirchen ist es in den letzten Jahren vorbildlich gelungen, seinen Slogan ‚Entspannt leben – erfolgreich arbeiten‘ umzusetzen.“

Von Romarus zu Rommerskirchen

In der Geschichte Rommerskirchens haben die Römer mal wieder eine Rolle gespielt. Etwa 40 vor bis 400 nach Christus eroberten und besiedelten sie das Gebiet. Doch sie waren nicht die ersten Siedler, die die fruchtbare Gillbach-Landschaft für sich entdeckten. Funde und Ausgrabungsergebnisse deuten auf eine Besiedlung schon in der Mittel- und Jungsteinzeit hin. Den Namen erhielt Rommerskirchen aber erst viel später: „Der Name Rommerskirchen stammt von einem wohlhabenden Gutsherrn namens Romarus, der im 9. Jahrhundert auf seinem Grund und Boden eine Eigenkirche errichtete, deren Reste bei Grabungen an der heutigen Kirche St. Peter gefunden wurden“, erfährt man auf der Gemeinde–Homepage. Um 900 entstand übrigens das heute älteste sakrale Bauwerk im Rhein-Kreis Neuss: die St. Lambertus-Kapelle in Ramrath. 1106 wird „Rumeschirche“ bzw. „Romarskrigin“ das erste Mal schriftlich erwähnt. Vom Mittelalter bis zur Napoleonischen Zeit gehörte das Gebiet als Teil der Grafschaft Hülchrath zum Kurfürstentum Köln. Aus dieser Zeit erhalten ist heute noch die Wasserburg „Haus Anstel“, die ursprünglich dem Domschatzmeister von Köln gehörte. Die heutige Gemeinde Rommerskirchen mit ihren 17 Ortsteilen entstand 1975 im Zuge der kommunalen Neugliederung.

Ausflugsziele

Die Gemeinde Rommerskirchen punktet kulturell mit gleich drei verschiedenen Museen. Im Ortsteil Sinsteden befindet sich in einem früheren Bauernhof das Kulturzentrum Sinsteden des Rhein-Kreises Neuss mit dem ‚Kreislandwirtschaftsmuseum‘ sowie den ‚Skulpturen-Hallen Ulrich Rückriem‘. Wie der Name schon verrät, dreht sich im Kreislandwirtschaftsmuseum alles um landwirtschaftliche und kulturhistorische Themen. Neben wechselnden Ausstellungen gibt es Informationen zur regionalen Landwirtschaft und ihrer Entwicklung, besonders dem Rüben- und Getreideanbau. Man kann eine Sammlung historischer Landmaschinen und Traktoren bestaunen, darunter auch viele Traktoren der Firma Case, die bis 1997 ihren Sitz in Neuss hatte, und nicht nur Kinder interessieren sich gerne für den Wissenschaftlichen Geflügelhof, der hier zum Thema Hausgeflügel (Gänse, Enten, Tauben und Hühner) vom Bruno-Dürigen-Institut betrieben wird. Außerdem befinden sich unter dem Dach des Kulturzentrums noch das Archiv des „Kaltblutpferdes Nordrhein“ und die archäologische Sammlung der „villa rustica“ mit wertvollen lokalen Fundstücken aus der Römerzeit. Im gemütlichen Café Stüffie kann bei allerlei Leckereien entspannt werden. Ein ganz anderes Kulturerlebnis bieten die beiden Skulpturen-Hallen mit etwa 100 Werken des Düsseldorfer Bildhauers Ulrich Rückriem. Sie liegen gleich hinter den Gebäuden des Bauernhofes und wurden gemeinsam mit dem bedeutenden Künstler gestaltet.

Das dritte Museum Rommerskirchens liegt in Oekoven und lässt wohl besonders Männer- und Kinderherzen höher schlagen: Es ist das ‚Feld- und Werksbahnmuseum‘ im ehemaligen Oekovener Bahnhof. Eisenbahn-Fans können sich hier an jedem 1. Sonntag im Monat und an Pfingsten als Lokführer versuchen, fachsimpeln oder einfach eine Fahrt in der Gartenbahn und mit der restaurierten Dampflok genießen. Wer dann noch mehr unternehmen will, kann die Gegend und die Ortschaften der Gemeinde zu Fuß oder mit dem Fahrrad erkunden, viele ausgebaute Wege in den Feldern laden dazu ein.

Annelie Höhn-Verfürth