„All right, lass es regnen!“ Bukowski vertont durch den „Club der toten Dichter“ mit Gastsänger Peter Lohmeyer

11. Mai 2017 | Von | Kategorie: Aktuelles, Neusser Kultur

Bukowski begegnen, indem man in seinen Zeilen schmökert, das ist nicht ungewöhnlich. Aber seine Gedichte in Sounds gepackt auf sich wirken zu lassen, das ist ein interessantes Erlebnis. Seit zehn Jahren tourt die Band von Reinhardt Repke mit unvergessenen Dichtern im Gepäck durch die Lande. Nach Heine, Busch, Rilke und Schiller ist jetzt Charles Bukowski an der Reihe. Die Idee mit Gitarre, Bass, Keyboards und Drums der „regellosen“ Poesie des amerikanischen Dichters nachzuspüren, ist an sich schon reizvoll. Dass der Schauspieler Peter Lohmeyer den Vokalpart fürs Bukowski-Programm übernommen hat, setzt dem Ganzen noch das i-Tüpfelchen auf. Am 20. Mai sind die Musiker erstmals in Neuss im RLT zu Gast. 

Wie so oft im Leben, entwächst aus den seltsamsten, oft auch traurigen Momenten etwas, das lohnt, die Situation erfahren zu haben. Liebeskummer, Freundestipp, ein paar gute Zeilen, mit denen man sich tröstet – und eine Idee ist geboren. So war es auch bei Rheinhardt Repke als er auf Heine stieß. Und da er Vollblutmusiker ist, griff der Rockhaus-Bassist zur Gitarre und interpretierte das Gelesene auf eigene Art und Weise. Das war 2005; die Geburt vom „Club der toten Dichter“ (CDTD).

Dass das Potential zu mehr hat, kam Repke schnell in den Sinn. Auch wenn die Auseinander- und Umsetzung noch intensive Arbeit erforderte, so entstand bereits 2006 die erste CD und im gleichen Jahr ging der „Club“ erfolgreich mit dem Heine-Programm „Buch der Lieder“ auf Tournee. Die erste Besetzung bestand aus Sänger Dirk Zöllner, Keyboarder André Gensicke, Matze Mantzke am Schlagzeug und Reinhardt Repke an der Akustikgitarre. Die Gruppe harmonierte, die Mischung passte: Am Ende hatte das Quartett über 60 Konzerte in ganz Deutschland gespielt.

Damit war eine neue Auflage vom Club vorprogrammiert: Mit „Zweifach sind die Phantasien“ folgte 2008 die Vertonung einer Auswahl von bekannten und weniger gängigen Wilhelm Busch-Gedichten. Dieses Mal war Norbert Leisegang von der Gruppe „Keimzeit“ als Sänger an Bord. 2010 als der CDTD mit vertonten Werken von Rainer Maria Rilke tourte, übernahm Rainbirts-Frontfrau Katharina Franck den Vokalpart. 2013 bei Repkes Band-Interpretationen zu Werken von Friedrich Schiller übernahm Dirk Darmstaedter (ehemals „Jeremy Days“) die Position am Mikrophon.

Mit faszinierender Leichtigkeit an brutale Ehrlichkeit

Die anfängliche Idee des Begründers war, den Club der toten Dichter als offenes Projekt anzulegen, mit wechselnden Musikern und Sängern. Doch die Bandmitglieder, neben Reinhardt Repke (g, voc) Markus Runzheimer (bg), Andreas Sperling (key) und Tim Lorenz (dr), sind sich seit Rilke treu. „Wenn man so viel gemeinsam unterwegs ist, muss es einfach passen und im Bus ohne Stress zugehen“, erklärt Reinhardt Repke. „Wenn es harmoniert, warum soll man noch rumexperimentieren…“

Nur im Gesang stellt sich der Club bei jedem Dichter neu auf. „Bei Bukowski hatte ich direkt an Peter gedacht“, so der Club-Begründer. „Diese Gedichte zu singen, ist besonders schwer. Hier gibt es keinen Vers, kein Versmaß. Wenn man die als Musiker gesanglich angeht, dann fällt der Text schnell auseinander.“ Ein Schauspieler wie Peter Lohmeyer gehe das anders an. „Der singt mit zweiter und dritter Ebene. Da geht direkt so ein Kopfkino an.“

Dass der gefragte Schauspieler, den Repke nicht persönlich kannte, auch zu gewinnen war, konnte er allerdings damals nur hoffen. Doch die Idee begeisterte Lohmeyer schnell. Beim Besuch in Repkes musikalischer „Schmiede“ stimmte direkt die Chemie. Und dem Weg ins Studio stand nichts mehr entgegen. Die CD ist seit Anfang 2016 im Handel. Seither ist der Club der toten Dichter mit Gastsänger Peter Lohmeyer erfolgreich on Tour. Am 20. Mai dann auch in Neuss, im Rheinischen Landestheater, mit Songs wie „Ein Genie“, „Ich nehme es hin“, „Sagenhaft“ oder „Stilles Viertel“.

Bukowski wird oft in der Säuferecke abgestellt. Als kaputter Typ, der nichts auf die Beine brachte“, so Repke. „Da täuscht man sich.“ An diesem Abend kann man „dem zärtlichen Betrachter vom Rande der Gesellschaft“, wie ihn Lohmeyer nennt, mit faszinierender Leichtigkeit in seiner brutalen Ehrlichkeit begegnen. Zeilen neu ins Licht gerückt. Spannend!

(Samstag, 20.05.17, im Schauspielhaus des RLT, Einlass 19:40 Uhr, Beginn 20 Uhr; Tel: 0211 – 274000; Online-Tickets: http://www.rltneuss.de/index.php?page=get_tickets; Infos auch unter http://www.club-der-toten-dichter.de oder http://www.deutsche-mugge.de)