„Die Clique“ – Der neue Jugendroman von Anna Palm

13. April 2015 | Von | Kategorie: Neusser Kultur, Neusser Leben

Mit 15 Jahren hat Anna Palm aus Dormagen 2011 ihren ersten Roman veröffentlicht, jetzt erscheint bereits ihr viertes Buch im Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag. „Die Clique“ mit dem Untertitel „Und wie geht es Dir?“ handelt von einer Gruppe Teenager an der Schwelle zum Erwachsenwerden. Es geht um Freundschaft und Liebe, um Selbstfindung, Egoismus, Rivalitäten und Familienkonflikte. Und dann stellt ein dramatisches Ereignis alles infrage.

Um eines gleich zu verraten: Es ist schwer, die Geschichte von Ellie, Chris, Jannis und Lydia wieder aus der Hand zu legen. Am liebsten möchte man den Roman ohne Pause durchlesen, um zu erfahren, wie es mit den vier Jugendlichen weitergeht, wie sie sich entwickeln und wie sie sich aus den Schwierigkeiten, in denen sie jeweils stecken, befreien. Der Roman hat alles, was eine fesselnde Lektüre braucht. Interessante, lebendige Charaktere, eine packende, lebensnahe Story, Emotionen und dramatische Höhepunkte. Das Ganze ist gut geschrieben, liest sich flüssig und unterhaltsam bis in die authentisch wirkende Jugendsprache hinein. Empfehlenswerter Lesestoff für Jugendliche, aber durchaus auch für interessierte, jung gebliebene Erwachsene. Ein Kompliment an die junge Autorin!

„Schönwetterfreunde mögen keine Gewitter“

So steht es auf dem Einband des Buches und darum geht es. Ellie, Chris, Lydia und Jannis sind ‚die Clique‘. Sie sind cool, sie sind angesagt und für andere wäre es toll, zu ihnen zu gehören. Die vier 16- und 17-Jährigen sind beste Freunde. So scheint es zumindest zu sein. Doch in Wahrheit wissen sie kaum etwas voneinander. Denn jeder von ihnen ist zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um sich für die anderen zu interessieren, und jeder hat Probleme, von denen die anderen gar nichts wissen sollen. So versuchen sie nur, den perfekten Schein zu wahren. „Die Clique ist aus vier Perspektiven geschrieben, die sich immer abwechseln. Der Leser ist also hautnah bei Ellie, Lydia, Chris und Jannis dabei“, erzählt Anna Palm. „Ellie steckt voller Komplexe und traut sich nichts zu. Sie ist unsterblich in Chris verliebt und lässt sich von ihm herumschubsen“, verrät sie. Das stürzt das sensible Mädchen in immer größere Verzweiflung. Lydia dagegen „ ist die Schönste im Land“, sie hat ein scharfes Mundwerk und setzt gnadenlos ihre Reize ein, schämt sich aber, dass sie aus ärmlichen Verhältnissen kommt. Sie klaut, um dies zu verbergen. Der gutaussehende, schweigsame Chris verheimlicht eine schwere Erkrankung seiner Mutter. Er sucht Ellies Zuneigung, will sich aber nicht ernsthaft auf sie einlassen. Außerdem neigt er zu plötzlichen Gewaltausbrüchen. Sein Freund Jannis hat Probleme mit seinem Vater, der ihn für einen Versager hält. Der eigentlich sehr intelligente Junge „weiß nicht, was er will und verliert sich immer mehr im Drogenkonsum“, so Palm. Und dann ist da noch der liebenswerte Julian, gleichaltrig, aber in den Augen der vier Freunde total uncool. „Er möchte unbedingt dazu gehören, aber blitzt ständig ab und wird immer wieder verletzt.“ So auch auf der großen Party vor den Sommerferien. Als er jedoch plötzlich bewusstlos aufgefunden wird und im Koma auf der Intensivstation liegt, setzt der Schock darüber etwas in Gang. Denn jedes einzelne Mitglied der Clique fühlt sich auf seine Weise dafür verantwortlich. Und was hat es dann mit den rätselhaften Emails von „Onyx“ auf sich, die jeder der vier erhält? Will er ihnen wirklich nur helfen?

„Ich wollte etwas schreiben,
was sich echt anfühlt

„Mein Roman setzt da an, dass unsere Generation sehr egoistisch und oft oberflächlich ist. Jeder lebt in seinem eigenen Kosmos und achtet wenig auf die anderen“, sagt Anna Palm. Die junge Autorin weiß, wie die Jugendlichen heute ticken. Schließlich ist sie mit 20 Jahren selber noch gar nicht lange dem Teenageralter entwachsen. Sie weiß, wie sie reden und denken, sie weiß, was ihnen wichtig ist und was sich in ihrem Leben zwischen Schule und Freizeit, Freunden und Familie so abspielt bzw. abspielen kann. Aber sie hat inzwischen eben auch schon die nötige Distanz, um einiges aus dieser Teenagerwelt kritisch zu sehen und zu hinterfragen. „Ich wende mich an junge Menschen, die sich manchmal einfach verdammt allein fühlen. Die das Gefühl haben, dass niemand sie versteht und wirklich kennt. Ich möchte vermitteln, dass man sich selbst hilft, indem man anderen hilft.“ Sie hat den Roman letztes Jahr neben ihrem Journalistik-Studium geschrieben, neun Monate hatte sie dafür Zeit. „Die Clique“ ist ihr erster realistischer Roman: „Ich wollte etwas schreiben, was wirklich passieren könnte. Man kann mehr reinpacken und auch mal kritisieren.“ Das ist ihr beeindruckend gelungen. Und das Schöne ist, dass bei aller Kritik am Ende vieles gut wird: „Der Roman soll zeigen, wie wichtig Freundschaft, Liebe und Familie ist“, so Palm, „daher gibt es dann auch eine Entwicklung zum Positiven hin.“ Das liest man gerne.