Der „integrative“ Zug der Schützenlust – „Janz entpannt“.

23. August 2013 | Von | Kategorie: Neusser Leben, Schützenfeste

 Schützenfest und Integration, die Zweite. Nach der Theorie nun zur Praxis und das mit positiver Botschaft, letztendlich. Aber der Ist-Zustand des Multikulti im Schützenfest ist noch extrem ausbaufähig

Ausgehend von einer Befragung im Bekanntenkreis gab es mehrmals den heißen Tipp, mich mit dem Schneider Mustafa von der Königstraße in Verbindung zu setzen. Er sei eine schillernde Figur im Neusser Schützenwesen. Nur, wie es mein Schicksal so will, er war ausgerechnet bis zum Redaktionsschluss in den Ferien. So war der heiße Tipp leider ein kalter, wie man so sagt. Blieb mir die Idee, die Internetauftritte der einzelnen Züge nach ethnisch zuzuordnenden Namen wie Özgür, Ösil usw. zu durchsuchen. Eine fast wissenschaftlich empirische Herangehensweise, schließlich sind ein Drittel bis die Hälfte aller Züge online. Aber sehr ergiebig war es nicht. Insgesamt nur vier Züge quer durch die Neusser Schützengesellschaften blieben auffällig multikulti.

 

Vom Zug „Janz entspannt.“ kam folgende Antwort: „Sehr geehrter Herr Wolf, das ist ja mal eine schöne Geschichte. Integrationskraft hat unser Zug nun wirklich! Immerhin haben wir neben zwei in Neuss geborenen Zugmitgliedern mit griechischen Wurzeln und einem Mitglied mit afghanischen (Halb-Afghane, seit etwa 20 Jahren in Neuss lebend) schließlich auch ein Zugmitglied aus Lohne bei Oldenburg und aus unserer Bundeshauptstadt integriert. Bei unserem Zugmitglied aus Lohne, der im dortigen Schützenwesen seit vielen Jahren aktiv ist, war übrigens ein ‚Nüsser Röske’ bei der Integration beteiligt…“, schreibt mir der janz entspannte Markus Busch. „Überhaupt ist Integration für uns ein großes Thema.“ Wenn auch nicht zwingend mit einem Migrationshintergrund. Integration bedeute auch Zugmitglieder, die für einige Zeit im Ausland leben am Zugleben teilhaben zu lassen. „Neue Medien (WhatsApp, E-Mail und Co) sind daher willkommene Werkzeuge um im regen Kontakt z.B. zu unserem diesjährigen Zugkönig Marc-David I. zu bleiben, der aus geschäftlichen Gründen in San Francisco arbeitet und zum Neusser Bürgerschützenfest pünktlich mit uns über den Markt marschieren wird“, so Markus Busch. „Ich denke der ‚Geist’ des Appells von Schützenpräsident Nickel geht aber insgesamt noch weiter. Integration durch Information! So gab es beispielsweise bei unserer Zuggründung im November 2010 zunächst einmal Antworten auf die Fragen: Warum gibt es das Neusser Bürgerschützenfest überhaupt? Gibt es einen militärischen Bezug? Steht das Fest nur der christlichen Glaubensrichtung offen?“

 

Erst durch eine intensive Beschäftigung mit Entstehung des Schützenfestes, dem Gemeinsinn und des Zuglebens, dem „warum Männer in Uniformen kilometerlang durch die Stadt marschieren“, ergäbe sich ein Sinn. Janz entspannt Feldwebel Busch erklärt weiter: „Neue Zugmitglieder werden bei uns in einer Art Patenschaft durch ein aktives Mitglied aufgenommen. Innerhalb dieser Patenschaft geschieht eigentlich genau der gleiche Prozess wie bei unserer Zuggründung: Integration durch Information. Information über uns, das Schützenfest und umgekehrt über das neue Zugmitglied.

 

Insofern gibt es für uns keinen Unterschied, ob neue Zugmitglieder Neusser Nicht-Schützen sind, eine andere Religion haben oder eine andere Nationalität besitzen. Vielleicht ist es dieser Ansatz, der dem Appell von Thomas Nickel am nächsten kommt.“

 

Das ist doch mal ein schöner Schlusssatz.

 

Bleibt nur auf die Homepage zu verweisen: www.janz-entspannt.de.