„Die Verwöhnungsfalle“ von Albert Wunsch: Unsere Kinder – Geliebt, verwöhnt, verzogen?

2. Mai 2013 | Von | Kategorie: Familie, Neusser Leben

Dieses Buch hat offenbar einen Nerv getroffen: Vor 13 Jahren ist „Die Verwöhnungsfalle“ des Neusser Autors Albert Wunsch zum ersten Mal erschienen. Jetzt ist bereits die 14. Auflage des Erziehungsratgebers zu haben, optisch aufgefrischt, inhaltlich auf den neusten Stand gebracht und um zwei Kapitel erweitert. Das Thema ist aktuell wie nie – für alle Eltern, Erziehenden und für die Gesellschaft: Verwöhnung schadet dem Nachwuchs. Das macht Wunsch anschaulich, lebensnah und durchaus provokant klar.

„Schluss mit dem Verwöhnen“, ist die entschiedene Forderung von Dr. Albert Wunsch. Als promovierter Erziehungswissenschaftler, Psychologe, langjährig tätiger Erziehungsberater und Konfliktcoach weiß er schon von Berufs wegen genau, wovon er spricht, aber auch aus privater Sicht als zweifacher Vater und dreifacher Großvater. „Die Leute merken, dass es mit ihrem ‚Luschi-Luschi‘ so nicht weitergeht“, sagt er (nicht ohne zu schmunzeln) auf die Frage wie er sich den Erfolg seines Buches erklärt. Begonnen hat der Erfolgszug seines Themas 1998 mit einem Artikel in der „Zeit“ zur „Droge Verwöhnung“. Das Medienecho war so enorm, dass gleich mehrere Verlage Wunsch für ein Buchprojekt gewinnen wollten. Schließlich kam es zur Zusammenarbeit mit dem Münchner Kösel-Verlag, der „Die Verwöhnungsfalle – Für eine Erziehung zu mehr Eigenverantwortung“ 2000 auf den Markt brachte. Inzwischen ist das Buch in viele Sprachen übersetzt und sogar schon in Korea und China erschienen.

Diagnose: Verwöhnung

Verwöhnung beginnt für Wunsch schon bei Babys und Kleinkindern mit der ständig präsenten Trink- und Nuckelflasche: „Ein  Kind verdurstet nicht, wenn es zum Beispiel in der Kirche mal eine Stunde keine Flasche bekommt.“  Sie setzt sich fort bei Kindern, die getragen werden, obwohl sie laufen können, Schulkindern, denen die Eltern die Hausaufgaben machen, Teenies, die nur Markenkleidung bekommen bis hin zu jungen Erwachsenen, die ihre Eltern die Termine für das Bewerbungsgespräch machen lassen. Das wäre beliebig fortzusetzen. Doch was ist denn nun so schlimm am Verwöhnen? Der Erziehungswissenschaftler nennt Verwöhnung „Erziehung zur Abhängigkeit“: Sie „lähmt jegliche eigenständige Entwicklung, behindert die Entstehung sozialer Kompetenz und verhindert die Bildung von Verantwortungsbewusstsein“, schreibt Wunsch in seinem Buch. „Die Leute wollen alle stabile Persönlichkeiten als Erwachsene, verpassen aber das notwendige Training in Kindheit und Jugend“, erklärt er. Wenn man Kindern alles abnimmt, ihnen alle Wünsche gewährt, sie nicht auch mal fordert und in die Pflicht nimmt, fehle ihnen nachher das nötige Selbstbewusstsein und das „Handling“, um im Leben zu bestehen. „Ich kann das nicht“ werde zum Leitsatz bis ins Erwachsenenalter und „dann entwickeln sie Anspruchsverhalten – ‚Ihr müsst mir helfen‘“, so der Autor. Die klassischen Verwöhnungsfallen sieht er daher erstens im ‚falschen Helfen‘, nämlich da, wo es nicht nötig ist, zweitens in der ‚fehlenden Herausforderung‘, wenn Kindern nicht genug zugetraut wird und drittens im ‚Ausbleiben der Begrenzungen‘, wenn ihnen zu viel erlaubt, nachgesehen und zugestanden wird. In der neu verfassten Einleitung seines Buches beschreibt Wunsch mit Blick auf diese erzieherischen Kapitalfehler auch das aktuelle Phänomen der sogenannten „Helikopter-Eltern“, die die Verwöhnung ihrer Kinder auf die Spitze treiben sowie die Probleme einer Spaß- und Konsumgesellschaft.

Wege zur Besserung

Wunsch erläutert in „Die Verwöhnungsfalle“ gut nachvollziehbar  viele Facetten des Themas Erziehung und geht auch ausführlich auf die „Verwöhnung als Massenphänomen“ ein, das sich durch die ganze Gesellschaft zieht, mit gravierenden Folgen. Immer wieder gibt er persönlich erlebte oder an ihn herangetragene Beispiele aus dem Erziehungsalltag, die die theoretischen Ausführungen sehr interessant in die alltägliche Lebenswelt übertragen. Schließlich zeigt er natürlich auch noch konkrete Wege „aus dem Verwöhnstrudel“. Neu und sehr hilfreich sind die „Praxistipps für den Erziehungsalltag“, in dem sicher allen Eltern bekannte Probleme wie „Der Lehrer ist doof. Ich kann die Hausaufgaben nicht“, „Mein Sohn mag halt nicht alles essen“ oder „Schon wieder zu spät nach Hause gekommen“ besprochen werden. Hier thematisiert Wunsch auch den konfliktreichen Umgang der Kinder und Jugendlichen mit den neuen „Multifunktions-Medien“. Sehr aufschlussreich kann zum Schluss dann der ebenfalls neue Selbsttest sein: „Was ist mein Erziehungsstil?“

Sie wollen Ihre Erziehung optimieren? Der Neusser verlost drei Exemplare des Buches. Schicken Sie eine E-Mail mit dem Stichwort „Verwöhnungsfalle“ bis zum XX. Mai an glueck@derneusser.de.