Neusser Opposition fordert Optimierung des ÖPNV

1. April 2013 | Von | Kategorie: Neusser Leben, Neusser Umwelt

Seit über hundert Jahren sind die Stadtwerke Neuss (SWN) das Nahverkehrsunternehmen in der Quirinusstadt. Über 26 Millionen Fahrgäste nutzen jährlich das 158 Kilometer lange Streckennetz der zwölf Buslinien, die von Uedesheim bis nach Kaarst, von Rosellen, Hoisten u.v.a bis zum Rheinparkcenter fahren. Die Effektivität dieser sogenannten „Durchmesserlinie“ – von einer Randlage durchs Stadtzentrum hinaus in die Randlage – zeigt sich darin, dass laut Fahrgastleiter des SWN Uwe Koppelmann über 70% der Fahrgäste ohne Umsteigen ihr Ziel erreichen. Angesichts des stetig steigenden Verkehrsaufkommens und damit einhergehenden Belastungen für die Bevölkerung plädieren SPD und Bündnis 90/Die Grünen für den Ausbau des ÖPNV und fordern, dieser müsse bezahlbar sein.

„Die Stadtwerke erschließen mit einem umfangreichen Busnetz alle Stadtteile von Neuss sowie die Innenstadt hervorragend“, betont der Neusser CDU-Vorsitzende Dr. Jörg Geerlings.

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Reiner Breuer bemängelt hingegen fehlende Schnellbusverbindungen zwischen den Städten im Rhein-Kreis Neuss und fordert eine Verbesserung in der Taktung der Buslinien sowie bei der RB 38 (Grevenbroich – Neuss – Düsseldorf). Zudem fordert die Kreis SPD, dass der ÖPNV für alle Bevölkerungsgruppen bezahlbar sein müsse. Für Breuer gehöre insbesondere die Tarifstruktur des VRR zwischen den pendlerträchtigen Städten Neuss und Düsseldorf auf den Prüfstand.

Laut Bündnis 90/Die Grünen mache die stetige Zunahme des motorisierten Individualverkehrs (MIV) in Neuss, einen weiteren Ausbau des ÖPNV erforderlich. Neben einer Verbesserung der Taktzeiten im Busverkehr ist laut ihres verkehrspolitischen Sprechers, Roland Kehl, hierzu der Ausbau des Liniennetzes dringend erforderlich. Als Beispiel nennt Kehl die Verlagerung der Straßenbahn 709 über den Alexianerplatz und das Hammfeld hinaus sowie die Fortführung der Regionalbuslinien von den künftigen Büros im Hafen über die Batteriestraße und Hauptbahnhof bis zum Wohngebiet nahe der Internationalen Schule.

Wirtschaftlichkeit und politischer Wille entscheidend

Das Angebot des SWN richtet sich nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten und der Nachfrage, erklärt SWN-Fahrgastleiter Koppelmann. Der Aufgabenträger sei die Stadt Neuss. Neubaugebiete wie die Franz-Heinz-Hohenschutz-Straße in Grefrath würden zügig in das Neusser-Liniennetz integriert. Besonders in den Wintermonaten werde der ÖPNV stark frequentiert. Im Regelfalle seien die zusätzlichen Einsatzbusse in den Hauptverkehrszeiten ausreichend. Dennoch dürften die Fahrgäste nicht vergessen, dass der ÖPNV kein Individualverkehr sei, ergänzt Koppelmann. Eine Verkehrsanbindung zwischen zwei Ortsteilen in Randlange, wie zwischen Hoisten und Norf, rechne sich nicht. Aufgrund vieler „leidvoller Erfahrungen“, erklärt Koppelmann, habe sich der SWN vor drei Jahren auf unrentablen Strecken deshalb für die Beförderung mittels sogenannter Taxibusse entschieden. Der Fahrtwunsch auf einem Linienangebot muss hierzu telefonisch unter 02131/5310345 spätestens eine halbe Stunde vor Abfahrt angemeldet werden – auch Sammel- bzw. Wochenaufträge sind möglich.

„Verkehrspolitik ist gleichbedeutend mit Entwicklung und Veränderung“, betont Geerlings. Es sei wichtig und von der CDU gelebte Praxis, auf aktuelle Bedürfnisse zu reagieren und bestehende Angebote immer wieder anzupassen. Als Beispiel nennt der CDU-Vorsitzende, die Anbindung des neuen Finanzamtes im Hammfeld, die erst im vergangenen Jahr geschaffen worden sei.

Ein positiver Schritt ist die Einführung des Nachtexpress 2012, die sich laut Angaben des SWN bewährt habe. Freitags, samstags und vor Feiertagen befördern sechs Buslinien Nachtschwärmer bis 3 Uhr morgens sicher von der zentralen Bushaltestelle Zolltor heim in ihren Stadtteil.

Angesichts leerer Haushaltskassen stehen kostspielige Verkehrsprojekte zur Disposition. Der verkehrspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion Breuer fragt etwa, ob die U 81 vom Düsseldorfer Flughafen nach Neuss finanziell sinnvoll sei. Ob tatsächlich, wie von den Grünen gewünscht, zahlreiche linksrheinische Pendler in Zukunft mittels einer neuen Rheinquerung in die Landeshauptstadt fahren können, entscheidet die Bundesregierung aufgrund einer Kosten-Nutzen-Analyse.

Umweltschonendes und nutzerfreundliches Verkehrsmittel

Besonderes Augenmerk legt der SWN auf die neueste Technik seiner Neusser Fahrzeugflotte. Die hochmodernen Niederflurbusse sind für Menschen mit körperlichen Einschränkungen sowie für Kinderwagen bestens geeignet. Die Einführung der Videoüberwachung habe zur Verringerung von Fahrzeugschäden geführt. Zudem sei die Technik bei der Aufklärung von Taschendiebstählen hilfreich und vermittle den Fahrgästen ein Sicherheitsgefühl, erklärt Koppelmann.

Nach Angaben des SWN-Fahrgastleiters werden die Busse alle zehn Jahre ausgetauscht. Nach der Einführung von sieben Hybrid-Bussen setze man jetzt auf Modelle mit dem noch schadstoffärmeren Euro-6-Motor.

Ein Umweltprojekt ganz besonderer Art ist auf der Strecke 842 in der Planungs- und Förderungsphase. In Zukunft könnte womöglich auf der 2,4 Kilometer langen Buslinie vom Rheinparkcenter über die Innenstadt zum Lukaskrankenhaus der erste vollelektrische und somit schadstofflose Linienbus in Neuss Fahrgäste an Bord nehmen.